S1: Landschaftsökonomie

Feld
Foto: © Alexander Barta

Das Konzept der Multi­funk­tion­alität hat uns dafür sensibilisiert, dass Land­schaften nicht nur die Funktion der Nahrungs­mittel oder Bio­masse­produktion erfüllen, sondern auch eine Nach­frage nach Erholungs­leistungen oder dem Schutz der biologischen Vielfalt besteht. Aus den viel­fältigen Ansprüchen an Land­schaften resultieren oft­mals Land­nutz­ungs­kon­flikte, die sich durch zukünftige Ent­wick­lungen wie Klima­wandel und dem steigen­dem Bedarf an nach­wachs­enden Roh­stoffen noch verschärfen könnten. Die große Heraus­forderung im Teil­vorhaben „Land­schafts­öko­nomie“ besteht nun darin, für die nicht-markt­lichen Güter multi­funktion­aler Land­schaften (z.B. Erholung, Biodiversität) einen zu markt­lichen Gütern vergleich­baren öko­nom­ischen Wert zu ermitteln und so eine wichtige Ent­scheidungs­grund­lage im Verbund­forschungs­projekt für zukünftige nachhaltige Land­nutzungs­strategien zu liefern. Da Märkte aber lediglich für markt­liche Güter weit­gehend voll­ständige Informationen über die Wert­schätz­ung für diese Güter erzeugen, ist für die Bewertung von nicht-markt­lichen Gütern der Einsatz entsprech­ender Bewertungs­methoden erforderlich. Zusätzlich wird in diesem Projekt der Wert markt­licher Güter wie den produzierten Nahrungs­mitteln, nach­wachsenden Roh­stoffen und dem Trink­wasser bestimmt.

Fichtenmonokultur
Foto: © Alexander Barta

Die Bewertung marktlicher Güter wie den produzierten Nahrungsmitteln, nachwachsenden Rohstoffen oder dem Trinkwasser erfolgt im Teilvorhaben anhand von Sekundärstatistiken für die vier Modellregionen. Im Zentrum der ökonomischen Bewertung multifunktionaler Landschaften stehen die sogenannten Choice Experimente. Mithilfe von Choice Experimenten kann im Gegensatz zu herkömmlichen Zahlungsbereitschaftsanalysen der Wert einzelner Attribute von Landschaften (z.B. Landnutzung, Trinkwasserqualität, Zutritt möglich etc.) ermittelt werden. Das Choice Experiment ist Teil eines Fragebogens, in dem auch Bestimmungsfaktoren für das Auswahlverhalten im Experiment erhoben werden. Solche Bestimmungsfaktoren umfassen z.B. das Wissen der Befragten über spezifische Landschaften, die tatsächliche Nutzung der jeweiligen Landschaft, Einstellung der Befragten gegenüber Landschaft, Naturschutz und Landnutzung sowie soziodemografische Merkmale. In einem nächsten Schritt wird ein sogenannter Nutzentransfer zwischen den Modellregionen durchgeführt. Dabei soll untersucht werden, ob mit den Ergebnissen aus einer Modellregion auch Ergebnisse aus einer anderen Modellregion vorhergesagt werden können. Solche Nutzentransferverfahren sind gerade deshalb so interessant, da eine erfolgreiche Anwendung den Bedarf für sehr aufwendige Primärerhebungen in der Zukunft reduzieren würde.

Um die jeweiligen regionalen Aspekte eines nachhaltigen Landmanagements und diesbezügliche Leitbilder in die ökonomische Bewertung integrieren zu können, erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem Teilvorhaben Regionale Implementierung. Weiterhin werden die Ergebnisse aus diesem Vorhaben mit den Ergebnissen aus der betrieblichen Wertschöpfung in Form einer Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) zusammengeführt. Somit ermöglicht dieses Teilvorhaben die regionalen Leitbilder auch unter dem Aspekt des Beitrags zur gesellschaftlichen Wohlfahrt abzuschätzen.

Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Hartje und Dr. H. Wüstemann (Bearbeiter), FG Landschaftsökonomie, Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, TU Berlin